Bei der Wahl des richtigen Medikaments müssen verschiedene Aspekte berücksichtigt werden: Krankheitsstadium, Beschwerdebild und Alter des Parkinson-Patienten. Gleichzeitig sind auch Wirksamkeit und Verträglichkeit eines Medikaments für den Therapieplan von großer Bedeutung. Grundsätzlich gilt: der Neurologe und sein Patient sollten immer gemeinsam entscheiden, welche Therapieform infrage kommt.
Die heute verfügbaren Parkinson-Medikamente können das Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn ausgleichen und so die Informationsübertragung von Zelle zu Zelle wieder ermöglichen. Das kann auf zwei Wegen geschehen - entweder beseitigen sie den Mangel an Botenstoff Dopamin oder sie blockieren die überschüssigen anderen Überträgerstoffe Acetylcholin und Glutamat:
- Den Symptomen des Dopaminmangels wird entgegengewirkt durch L-Dopa, Dopaminagonisten, Hemmer der Catechol-O-Methyltransferase (COMT-Hemmer) in Kombination mit L-Dopa sowie durch Hemmer der Monoaminooxidase (MAO-Hemmer) – jeweils auf unterschiedliche Weise.
- Acetylcholin wird blockiert durch Anticholinergika.
- Glutamat wird blockiert durch Amantadin und Budipin.
L-Dopa
Dopaminagonisten
L-Dopa oder Dopaminagonisten?
Die Entscheidung für L-Dopa oder für einen Dopaminagonisten orientiert sich vor allem am Lebensalter des Patienten. Bei jüngeren Patienten unter 70 Jahren beginnt der Arzt die Therapie in der Regel mit einem Dopaminagonisten, bei Patienten über 70 Jahren wird primär L-Dopa eingesetzt. Neben dem Alter spielen auch Begleiterkrankungen eine Rolle. Patienten, die beispielsweise bereits Gedächtnisstörungen haben, erhalten vorzugsweise L-Dopa, auch wenn sie jünger als 70 Jahre sind.
Dopaminagonisten führen im längeren Einsatz zu deutlich weniger motorischen Komplikationen als L-Dopa, weshalb diese bei jüngeren Patienten mit langer Lebenserwartung eingesetzt werden, da hier auch die Vorbeugung solcher Komplikationen noch eher im Vordergrund steht als bei älteren Patienten. Bei Letzteren sind eher die Effektivität und Verträglichkeit wichtig, deshalb wird bei ihnen L Dopa eingesetzt. Das Auftreten von motorischen Komplikationen markiert den Beginn der späteren Parkinson-Phase. Es werden dann spezielle Therapieplanungen erforderlich, die sich nach der individuellen Situation des Patienten ausrichten.
Medikamente zur Verbesserung der L-Dopa-Wirkung
Um die Wirkung von L-Dopa zu verbessern und die Komplikationen einer Langzeittherapie zu verringern, wurden Wirkstoffe entwickelt, die den Abbau von Dopamin bzw. L-Dopa verlangsamen. Der Abbau von Dopamin bzw. L-Dopa wird durch zwei verschiedene Enzyme bewerkstelligt, die Catechol-O-Methyltransferase (COMT-Hemmer) und die Monoaminooxidase-B (MAO-B-Hemmer).
COMT-HEMMER
Das Enzym COMT befindet sich vorwiegend außerhalb des Gehirns (in geringerem Maße aber auch im Gehirn) und verwandelt Dopamin bzw. L-Dopa recht schnell zu unwirksamen Substanzen. Der COMT-Hemmer Entacapon blockiert die COMT-Aktivität außerhalb des Gehirns, der COMT-Hemmer Tolcapon zusätzlich auch die Enzymaktivität im Gehirn. Wenn L-Dopa zusammen mit einem COMT-Hemmer eingenommen wird, so wird der vorzeitige Abbau von L-Dopa unterdrückt. Daher kann mehr L-Dopa ins Gehirn gelangen, wo es dann zu Dopamin umgewandelt wird. Bei Patienten mit motorischen Wirkungsfluktuationen kann die Kombination von L-Dopa mit einem COMT-Hemmer die Phasen guter Beweglichkeit („On-Phasen“) verlängern.
MAO-B-HEMMER
Das Enzym MAO-B bewerkstelligt den Abbau von Dopamin im Gehirn. Selektive MAO-B-Hemmer (Selegilin, Rasagilin) können die Wirkung von Dopamin nach der Ausschüttung aus den Nervenzellen verlängern. Im Frühstadium können sie als Monotherapie eingesetzt werden und die Notwendigkeit einer L-Dopa-Behandlung hinauszögern. Selektive MAO-B-Hemmer werden auch in fortgeschrittenen Krankheitsstadien in Kombination mit L-Dopa eingesetzt, wenn bereits Wirkungsfluktuationen aufgetreten sind. Die Kombination kann dann zu einer Zunahme der wirksamen „On“-Zeiten und zu einer Abnahme der „Off“-Zeiten führen. Durch die Kombination kann zudem L-Dopa eingespart werden.
Medikamente mit Wirkung auf andere Botenstoffe
Anticholinergika, also Stoffe, die den Botenstoff Acetylcholin blockieren (z. B. Biperidin, Bornaprin), waren historisch gesehen die ersten wirksamen Parkinson-Medikamente. Heute haben sie aber nur noch einen untergeordneten Stellenwert, weil mittlerweile wirksamere Stoffe zur Verfügung stehen. Anticholinergika sollten nicht eingesetzt werden, wenn bereits Störungen der Merkfähigkeit und des Gedächtnisses vorliegen. Ihr Einsatz beschränkt sich meist auf jüngere Patienten, bei denen das Zittern (Tremor) im Vordergrund der Beschwerden steht. Zwei spezielle Wirkstoffe, Amantadin und Budipin, blockieren den bei Parkinson überschüssigen Botenstoff Glutamat. Es sind hilfreiche Zusatzmedikamente. Da sich unter Budipin in seltenen Fällen Herzrhythmusstörungen entwickeln können, eignet es sich nicht für Patienten, die einen Herzfehler haben. Daher muss man vor dem Einsatz von Budipin ein EKG durchführen, um einen eventuell bestehenden, aber bisher nicht erkannten Herzfehler ausschließen zu können. Bei Patienten mit ausgeprägtem Ruhetremor ist Budipin oft hilfreich. Die medikamentöse Therapie von Parkinson erfolgt meist durch Tabletten. Es gibt Medikamente, die mehrmals am Tag eingenommen werden müssen, aber auch solche, die man nur einmal täglich nehmen muss.

TIPP
Ein gemeinsam mit Ihrem Arzt ausgearbeiteter Medikamentenplan erleichtert Ihnen die Tabletteneinnahme. Hängen Sie sich den Plan in Ihre Wohnung, z. B. an den Kühlschrank. So können Sie regelmäßig nachsehen, wann und wie Sie Ihre Medikamente einnehmen müssen. Wenn Sie tagsüber viel unterwegs sind, führen Sie den Plan mit sich – so haben Sie immer und überall die Sicherheit, Ihre Medikamente wie verordnet einzunehmen. Für die Tabletten gibt es in Ihrer Apotheke Pillenboxen, die sich beschriften lassen. Führen Sie Tagebuch über Ihre Beschwerden: Notieren Sie, wie Sie sich fühlen, schätzen Sie Ihre Beweglichkeit ein und vermerken Sie Besonderheiten. Besprechen Sie Ihre Beobachtungen mit dem Arzt – anhand Ihrer Notizen kann er erkennen, wie gut die Therapie bei Ihnen wirkt.