MORBUS PARKINSON RATGEBER

Tipps für Alltag und Beruf

Parkinson im Alltag


Die Diagnose "Parkinson" bedeutet nicht, dass sich Ihr Leben über Nacht von Grund auf ändert. Sie können Ihr Leben wie gewünscht weiterführen, sich wohlfühlen und im Alltag gut zurechtkommen – wir sagen Ihnen wie!


Nach der Diagnose "Parkinson" kämpfen Sie möglicherweise mit Gefühlen der Wut oder Angst. Gleichzeitig beschäftigen Sie viele Fragen: "Kann ich meinen Beruf weiter ausüben?", "Darf ich noch Auto fahren?", "Kann ich noch Sport treiben oder verreisen?", "Hat die Erkrankung Auswirkungen auf mein Intimleben?"


Parkinson im Berufsleben

Wie lange ein Mensch mit Parkinson seinen Beruf ausüben kann, ist vom Krankheitsverlauf und den speziellen beruflichen Anforderungen abhängig. Grundsätzlich sollten Sie versuchen, Ihre berufliche Tätigkeit möglichst lange fortzusetzen. Die Arbeit darf jedoch durch die Symptome oder durch mögliche Nebenwirkungen der Medikamente nicht beeinträchtigt werden. Veränderungen des Arbeitsplatzes oder der Arbeitszeiten sollten Sie mit dem Betriebsrat, dem Betriebsarzt und dem behandelnden Arzt absprechen.


TIPP

Sichern Sie sich gegenüber Ihrem Arbeitgeber ab, falls Sie die Beendigung des Arbeitsverhältnisses befürchten. Voraussetzung dafür ist, dass Sie einen Behindertenausweis beim Versorgungsamt beantragen. Die Antragsformulare gibt es bei den zuständigen Versorgungsämtern oder bei der Sozialberatung der Krankenhäuser.


Fahrtauglichkeit

Ob Sie noch ein Fahrzeug steuern können oder dürfen, ist zum einen von der Ausprägung Ihrer Bewegungsstörungen abhängig, zum anderen können aber auch mögliche Nebenwirkungen der Medikamente die Fahrtüchtigkeit einschränken. (Nähere Informationen entnehmen Sie bitte der Packungsbeilage Ihres Medikaments.)

Wenn allerdings im späteren Verlauf schwere motorische Störungen wie unvorhergesehene motorische Blockaden, ein schwerer Tremor oder motorische Verlangsamung auftreten, sind Fahrtüchtigkeit und Reaktionsvermögen in einem Maße beeinträchtigt, dass Sie kein Fahrzeug mehr führen können.

Auch wenn unter dem Einfluss der Medikamente möglicherweise Tagesmüdigkeit oder Sekundenschlafattacken auftreten, sollten Sie auf keinen Fall mehr ein Fahrzeug steuern.


TIPP

Das Wichtigste bezüglich der Einschätzung Ihrer Fahrtauglichkeit ist, dass Sie ehrlich zu sich selbst sind. Wenn Sie jegliche Einschränkungen haben oder sich beim Autofahren unsicher fühlen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Gemeinsam können Sie überlegen, ob noch eine Fahrtauglichkeit besteht oder welche Alternativen der Fortbewegung (Bus, Bahn, Fahrdienste, Fahrgemeinschaften) es für Sie geben kann, um auch beim Verzicht aufs eigene Auto weiterhin mobil zu bleiben.


Sport

Treiben Sie, soweit es geht weiter Sport, denn durch sportliche Aktivitäten können Bewegungsabläufe geübt und die motorischen Fähigkeiten gefördert werden. Dabei sollten Sie jedoch auf Ihren Körper hören und ihn nicht durch falschen Ehrgeiz überbeanspruchen. Wichtig ist, dass es Ihnen Spaß macht. Einige Sachen sollten Sie jedoch beachten:

 

  • Verzichten Sie auf sturzgefährliche Sportarten wie Ski- oder Schlittschuhfahren, ebenso auf Disziplinen, die zu hohe Anforderungen an Schnellkraft und Reaktion stellen – wie zum Beispiel Tennis, Squash oder Ballsportarten wie Volley- oder Basketball.
  • Zur Sicherheit und Motivation sollten Sie Sport nicht alleine betreiben.

Optimal für Menschen mit Haltungsproblemen ist Nordic Walking, da es die rhythmische Bewegung und die Aufrichtung fördert, die gerade bei Parkinson sehr wichtig sind. Außerdem ist die Technik schnell erlernbar, kann praktisch vor der Haustür ausgeübt werden und zusammen mit Anfängern und Fortgeschrittenen trainiert werden. Ebenfalls zu empfehlen: Schwimmen und Gymnastik – Sportarten, bei denen sowohl Koordination als auch Gleichgewicht trainiert werden.

 

 

TIPP

Fragen Sie Ihre Arztpraxis, ob und welche Sportarten für Sie in Frage kommen. Vielleicht kann er Ihnen geeignete Übungen für zu Hause zeigen. Sportvereine und Volkshochschulen, aber auch Krankenkassen haben meist ein reichhaltiges Kursangebot. Wenn Sie Sport lieber mit Gleichgesinnten ausüben möchten, erkundigen Sie sich bei Bedarf nach speziellen Angeboten für Menschen mit Parkinson.


Geistige Fitness

Zu einer Verlangsamung von Gedankengängen und einer Einschränkung der Konzentrationsfähigkeit kann es im späteren Krankheitsstadium kommen. Die Intelligenz ist davon jedoch nicht betroffen.

Um sich geistig fit zu halten, sind Kartenspiele und Rätselspiele oder auch Kino- und Theaterbesuche hilfreich. Zeitunglesen und intensive Gespräche mit Angehörigen und Freunden halten den Geist ebenfalls aktiv - Hauptsache, es macht Ihnen Spaß!


TIPP

Sehen Sie Ihr Gehirn-Jogging nicht als Pflichtübung an, sondern als eine Herausforderung, Ihrer Erkrankung aktiv entgegenzutreten. Lassen Sie sich dabei nicht entmutigen, wenn Sie für manche Dinge längere Zeit brauchen als früher.


Schlafstörungen

Im fortgeschrittenen Verlauf der Erkrankung klagen viele Patienten über Schlafprobleme. Häufig kommt es zu Schlafstörungen, weil die Schlafposition durch die parkinsonbedingte Bewegungseinschränkung nicht mehr automatisch verändert werden kann.

Gelegentlich manifestiert sich auch eine eigenständige Schlafstörung, die so genannte REM-Schlaf-Verhaltensstörung – heftige Traumphasen gepaart mit lautem Schreien und Hilferufen können die Folge sein.

Wenden Sie sich in jedem Fall an Ihre Arztpraxis, es gibt wirksame Behandlungsmöglichkeiten.


Träume

Manche Medikamente zur Behandlung von Parkinson können unruhige Träume im Schlaf oder Halluzinationen auslösen. Nicht nur betroffene Patienten, auch deren Lebenspartner reagieren darauf mit großer Beunruhigung oder Angst.


TIPP

Verzichten Sie nach Möglichkeit mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen auf Getränke, besonders auf harntreibende wie Kaffee, Tee und Cola. Ein Gläschen Wein ist aber durchaus erlaubt. Schaffen Sie sich eine angenehme Atmosphäre in Ihrem Schlafzimmer, damit Sie sich auf das Zubettgehen freuen. Schreiben Sie sich Gedanken, die Sie jetzt noch bewegen, auf – das kann Ihnen das Einschlafen möglicherweise erleichtern. Harte Matratzen, leichte Bettdecken oder das Tragen von Bettsocken können Ihnen nächtliche Schlafbewegungen erleichtern.


Reisen mit Parkinson

Kein Mensch mit Parkinson muss auf das Verreisen verzichten. Vor der Planung eines größeren Urlaubs sollten Sie jedoch mit Ihrem Arzt sprechen, damit eine ausreichende Versorgung mit allen notwendigen Medikamenten sichergestellt ist.

Vorsicht ist in Ländern mit heißerem Klima geboten, da die Temperaturregulation des Körpers eingeschränkt sein kann. Um Ihren Urlaub so richtig genießen zu können, sollten Sie vor der Reise einige Vorkehrungen treffen:

  • Schließen Sie eine Reiserücktrittsversicherung ab, falls sich Ihr gesundheitlicher Zustand zwischen Buchung und Reiseantritt in unvorhersehbarer Weise verändert.
  • Nehmen Sie ausreichend Medikamente mit und führen Sie sie immer bei sich - beim Reisen am besten im Handgepäck. Informieren Sie sich im Reisebüro oder bei der Fluggesellschaft vorab, welche Sicherheitsbestimmungen gelten und lassen Sie sich die Notwendigkeit der Mitnahme von Ihrem Arzt bescheinigen.
  • Informieren Sie sich vor allem bei Auslandsreisen, ob und wo Ihre Medikamente erhältlich sind. Lassen Sie sich die internationale Bezeichnung der Präparate von Ihrem Arzt geben, das erleichtert die Beschaffung.
  • Informieren Sie sich vor Reiseantritt (z. B. bei Ihrem Reiseveranstalter), wo Sie an Ihrem Reiseziel notfalls ärztliche Hilfe bekommen können.
  • Reisen Sie in ein Land mit Zeitverschiebung, sollten Sie Ihre Medikamenteneinnahme dort gleich beim ersten Zubettgehen auf die neue Zeit umstellen.
  • Vor Reiseantritt sollte geprüft werden, bei welchen Temperaturen Medikamente gelagert, beziehungsweise mitgeführt werden können und wie sich der Transport von kühlpflichtigen Medikamenten im Urlaub bewerkstelligen lässt.

TIPP

Die meisten Fluggesellschaften bieten für Menschen, die eingeschränkt gehfähig sind, eine kostenlose Betreuung am Start- und Zielflughafen an. So können Sie verhindern, dass der Zeitdruck Sie in Bedrängnis bringt.


Störungen der Darmfunktion

Eine Folgeerscheinung von Parkinson kann eine beeinträchtigte Darmfunktion sein. Menschen mit Parkinson leiden häufig unter Darmträgheit - zum einen aufgrund von Bewegungsmangel und geringer Flüssigkeitsaufnahme, zum anderen als Folge der Medikamenteneinnahme.


TIPP

Um einer Verstopfung (Fachausdruck Obstipation) entgegenzuwirken, essen Sie vermehrt ballaststoffreiche Nahrung, z. B. Vollkornprodukte, Gemüse und Kartoffeln. Achten Sie auch darauf, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen - dadurch wird ebenfalls die Verdauung angekurbelt. Ihre Devise beim Essen sollte immer sein: Mehrere kleine Mahlzeiten sind besser als wenige große!


Störungen der Blasenfunktion

Parkinson-Patienten leiden häufig unter Blasenproblemen: Harndrang, besonders in der Nacht, oder Harnverhalt sind die typischen Anzeichen. Die Ursachen dieser Beschwerden sollten vom Arzt abgeklärt werden, da die Symptome oft auch andere Gründe haben können.


TIPP

Leiden Sie unter erhöhtem Harndrang, wenden Sie sich an Ihren Arzt. Sie sollten auf keinen Fall weniger trinken, in der Hoffnung, dann seltener zur Toilette gehen zu müssen. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist für Ihre Körperfunktionen immens wichtig.


Veränderung der Sexualität

Bei Menschen mit Parkinson kann es zu Veränderungen des sexuellen Empfindens kommen - das sexuelle Interesse lässt nach oder verstärkt sich.

Die Libido und die Potenz können von der Erkrankung selbst oder von bestimmten Medikamenten beeinflusst werden. Viele Paare reagieren darauf mit Unsicherheit.


TIPP

Setzen Sie sich nicht selbst unter Druck - es wird nicht erwartet, dass Sie sexuell immer voll leistungsfähig sind. Bedenken Sie, dass Parkinson-Symptome, z. B. Tremor, die sexuelle Beweglichkeit beeinträchtigen können. Reden Sie mit Ihrem Partner offen über Ihre Probleme und Ängste. Planen Sie Ihre Zweisamkeit möglicherweise zu einer Zeit ein, in der die Medikamente gut wirken und Sie sich fit fühlen. Falls Sie stattdessen einen vermehrten Sexualdrang verspüren - meist eine Nebenwirkung bestimmter Medikamente - sollten Sie Ihren Arzt darüber informieren. Er kann Ihre Medikation entsprechend umstellen.


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