Für andere da sein: 4 praktische Tipps, um gut Zuhören zu lernen
Wenn wir den Problemen einer anderen Person zuhören, ist unser erster Instinkt, eine Lösung als Abhilfe zu finden. Wenn wir keine Lösung finden können, teilen wir stattdessen vielleicht eine „nachempfindbare“ Geschichte über unser eigenes Leben, die beweist, dass wir verstehen, was die uns nahestehende Person durchmacht.
Bei beiden Optionen haben wir gute Absichten – aber sie kennzeichnen auch unsere schlechten Zuhörfähigkeiten. Kat Naish teilt vier Tipps, um aktiver und aufmerksamer zuhören zu lernen.
Wir alle streben danach, eine gute Freundin, ein guter Freund, Partnerin oder Partner oder Elternteil zu sein. Wenn eine nahestehende Person Unterstützung benötigt, versuchen wir, unser Bestes zu geben.
Mein Mann lebt mit Depressionen. Zu bestimmten Zeitpunkten im Jahr erinnert er sich an die Familienmitglieder, die nicht mehr bei uns sind, und seine Emotionen machen es ihm schwer, damit umzugehen.
Das ist auch für mich schwer, denn obwohl ich ihm so gerne helfen würde, kann ich es ihm nicht leichter machen.
„Raum halten“ (engl. „Holding space“) ist ein neues Konzept, das immer häufiger von Menschen aller Art, von Fachkräften bis hin zu Yogis, verwendet wird. Er ist wörtlich zu nehmen: Wir sind für jemand anderen da, ganz ohne uns ein Urteil zu bilden und ganz ohne Ego. Als zuhörende Person geht es darum, selbst zu schweigen und sich ganz darauf zu konzentrieren, was der nahestehende Mensch über seine Sorgen und Ängste sagt.
4 Tipps für gutes Zuhören
Früher dachte ich, ich sei eine gute Zuhörerin, aber zu meiner Überraschung habe ich vor Kurzem festgestellt, dass ich noch viel zu lernen habe! Hier sind vier Dinge, an denen ich arbeiten möchte, um eine bessere Zuhörerin zu werden.
Stellen Sie sich die folgende Situation vor:
Ein Freund will etwas bei Ihnen loswerden und Sie teilen einfach eine eigene Anekdote von einem ähnlichen Problem. Zum Beispiel: „Ich wurde heute gefeuert und es war so demütigend.“ „Gefeuert zu werden ist echter Mist. Ich wurde auch einmal gefeuert und weinte tagelang.“
Das stimmt auch! Tatsächlich dachte ich immer, es würde meinem Gegenüber helfen, dass sie oder er nicht allein ist. Der Vergleich mit einer eigenen Erfahrung sollte zeigte, dass ich verstehe, wie sich das anfühlt.
Auch wenn das Teilen von Erfahrungen hilfreich sein kann, bedeutet es nicht, dass Sie gut zuhören können. Manchmal kann der Versuch „einen Bezug herzustellen“ abweisend erscheinen und z. B. empfunden werden als „da kommst du schon drüber hinweg. Habe ich ja auch geschafft.“ Die ganze Aufmerksamkeit konzentriert sich auf Sie und Ihre Geschichte, und die andere Person fühlt sich nicht gehört.
Und das ist das Gegenteil von dem, was Sie erreichen möchten, wenn Sie zuhören wollen.
Versuchen Sie aktives Zuhören. Schenken Sie Ihrem Gegenüber Ihre volle Aufmerksamkeit und konzentrieren Sie sich auf das, was gesagt wird. Lassen Sie zu, dass sich die Ihnen nahestehende Person gehört fühlt. Anstatt das Gespräch mit Anekdoten oder „Lösungen“ zu sabotieren, stellen Sie Ihrem Gegenüber Fragen.
Bitten Sie um weitere Einzelheiten oder fragen Sie, wie es Ihrem Gegenüber in dieser Situation geht. Durch einfaches Zuhören anerkennen Sie die Schmerzen, Ängste und Sorgen.
Es ist gut, Beobachtungen zu machen, aber beurteilen Sie die Gefühle Ihres Gegenübers nicht. Vermitteln Sie nicht das Gefühl, dass die Person dumm sei oder dass sie sie sich für ihre Gefühle schämen sollte.
Denken Sie daran, dass dies nicht Ihre Gefühle sind; jeder macht sich Sorgen über andere Dinge. Noch einmal: Vermeiden Sie es, Ihre Erfahrungen mit dem Umgang einer ähnlichen Situation zu teilen. Seien Sie einfach da, präsent und lassen Sie die andere Person aussprechen.
Es kann sehr verlockend sein, ein Problem für eine Ihnen nahestehende Person lösen zu wollen. Manchmal kann es hilfreich sein, Ratschläge zu geben – aber nur, wenn wir darum gebeten werden.
Meistens will sich unser Freund, Ehepartner oder Familienmitglied einfach nur den Frust von der Seele reden. Im Gegenzug müssen wir akzeptieren, dass wir der Person möglicherweise nicht helfen können. Dies ist für mich eine große Herausforderung, weil ich selbst sehr gerne praktische Ratschläge geben möchte. Ich stelle jedoch mehr und mehr fest, dass unaufgeforderte Ratschläge oft nicht gewünscht sind. Noch viel schlimmer: Sie könnten die andere Person sogar verärgern!
Natürlich können Sie diese Person fragen, ob oder wie Sie helfen können. Wenn Sie etwas tun können oder die andere Person Ihren Rat wünscht, wird sie oder er Sie darüber informieren.
Fazit
Wenn ich mit meiner Familie über meine MS spreche, möchte ich oft einfach nur Dinge loswerden. Ich erwarte von ihnen keine Lösung. Jemand, der meinen Sorgen zuhört, ist Hilfe genug. Deshalb habe ich damit begonnen, die Idee des „Für andere da zu sein“ anzuwenden und im Alltag besser zuzuhören.
Wenn mein Mann depressiv ist, hat es geholfen, wenn ich einfach nur präsent bin und zuhöre, wenn er sich öffnet. Es hat mir geholfen zu verstehen, was in seinem Kopf vor sich geht.
Dies hat ihm wiederum geholfen, in letzter Zeit viel offener über seine Gefühle zu sprechen, weil er sich von mir gehört fühlt. Wir können uns gegenseitig unterstützen, indem wir einander zuhören und einen sicheren Bereich schaffen, in dem wir unsere Gefühle teilen können.

